Stigmatisierung und Übergewicht
Kinder und Jugendliche wollen im Freundeskreis dazugehören. Erfahren sie Ausgrenzung bzw. Mobbing, reduziert dies ihre Lebensqualität enorm. Kinder und Jugendliche mit Übergewicht werden häufig gemobbt.
Gewichts-Mobbing: Keine Seltenheit
Kinder und Jugendliche mit Übergewicht erfahren an vielen Orten Hänseleien und Ausgrenzung wegen ihres Gewichts: im Klassenzimmer, auf dem Schulhof, im Schulbus, in der Mensa, beim Schul- und Vereinssport. Immer häufiger finden Demütigungen auch über elektronische Medien, Messenger (WhatsApp) und in sozialen Netzwerken (Instagram, Snapchat, Facebook, TikTok usw.) statt, z. B. durch das Versenden von bloßstellenden Fotos. Und auch in Kinderfilmen werden übergewichtige Personen häufig lächerlich gemacht oder negativ dargestellt.
Leider hänseln nicht nur Gleichaltrige, die das Kind oder der/die Jugendliche nicht mag oder nicht kennt. Übergewichtige Jugendliche erfahren Mobbing bzw. Stigmatisierung sehr häufig auch durch Freundinnen und Freunde. Nicht selten werden sie auch durch Eltern und durch Lehrkräfte stigmatisiert, indem diese ihnen z. B. gutgemeinte Ratschläge zum Abnehmen geben. Selbst Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeutinnen und Therapeuten halten das Anprangern von Übergewicht oft für eine Methode, um zum Abnehmen zu motivieren.
Mehr Informationen zum Thema Gewichts-Mobbing finden Sie in unserem Themenblatt.
Mobbing hat Folgen für
die körperliche Gesundheit
Mobbing und Ungleichbehandlung führen zu großem Stress. Das setzt einen verhängnisvollen Kreislauf in Gang. Denn die Stresshormone können das Verlangen vor allem nach fettem und süßem Essen steigern und so eine Gewichtszunahme fördern. Damit steigt das Risiko für körperliche Erkrankungen.
die seelische Gesundheit
Hänseleien wegen Übergewicht hinterlassen bei Kindern und Jugendlichen tiefe Spuren. Sie reagieren auf Gewichts-Mobbing mit psychischen Auffälligkeiten: Sogar mehrere Jahre danach zeigen sie vermehrt depressive Symptome. Sie neigen zu Essanfällen und Diätverhalten und weisen ein geringeres Selbstwertgefühl auf als Kinder, die nicht gehänselt wurden.
das Berufsleben
Übergewichtige Kinder und Jugendliche erhalten in der Schule und auf der Universität schlechtere Zensuren sowie weniger Unterstützung und Förderung. Die Benachteiligung von Menschen mit Übergewicht setzt sich im Berufsleben fort. Sie werden z. B. seltener eingestellt und schlechter bezahlt. Besonders benachteiligt werden Mädchen und Frauen mit Übergewicht.
So können Eltern helfen
Nehmen Sie Verhaltensänderungen, ungewohnte Konzentrationsprobleme, Schulangst etc. bei Ihrem Kind ernst und sprechen Sie mit ihm darüber. Es können Mobbingsignale sein.
Sprechen Sie einfühlsam mit Ihrem Kind. Vermeiden Sie z. B.
kränkende Wörter wie „fett“.
Suchen Sie gemeinsam nach Lösungen und besprechen Sie, wie sich Ihr Kind bei Hänseleien verhalten kann und was Sie gegen das Mobbing tun wollen.
Erklären Sie Ihrem Kind, dass viele Hänseleien leider alltäglich sind und geben Sie ihm Beispiele. Es kann helfen, wenn es weiß, nicht das einzige Kind mit dieser Erfahrung zu sein.
Greifen Sie ein, wenn Sie Hänseleien beobachten.
Benennen und stärken Sie Talente und Fähigkeiten Ihres Kindes. Loben Sie es und machen Sie deutlich, was es alles kann.
Suchen Sie frühzeitig professionellen Rat. Sprechen Sie Ihren Kinder- und Jugendarzt bzw. die -ärztin an, wenden Sie sich an einen Kinder- und Jugendtherapeuten oder -therapeutin. Auch regionale Schulberatungsstellen bzw. schulpsychologische Beratungsstellen können weiterhelfen.